Der Pass zu einem besseren Leben

Günstiger ins Theater und zum Sportclub: Von Februar an ist der Freiburg-Pass für Menschen mit geringem Einkommen da

Eine gute Nachricht für Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Asylbewerber: All diese Menschen, denen normalerweise sehr wenig Geld zur Verfügung steht, haben künftig Anspruch auf den neuen Freiburg-Pass. Das beschloss der Gemeinderat am Dienstag einstimmig. Damit können sie von Februar an verbilligt oder umsonst am kulturellen und sozialen Leben in der Stadt teilnehmen.

Drei Jahre hat es gedauert, nun wird es wahr: der Freiburg-Pass kommt. Damit können sich Menschen, die zum Beispiel von Hartz IV leben müssen, also von 347 Euro im Monat, künftig eher den Besuch eines Theaterstücks, eines SC-Spiels oder eines VHS-Kurses leisten. Umgekehrt heißt das: Sie sind nicht mehr wegen knapper Kasse ausgeschlossen von dem, was Leben in einer Stadt eben auch ausmacht. Möglich gemacht hat das die beharrliche Lobbyarbeit des "Runden Tischs zu den Auswirkungen der Hartz-Gesetze", dem mehr als 20 Organisationen - von Arbeitsloseninitiativen bis hin zum Essenstreff - angehören.

Die Stadt kostet der Freiburg Pass knapp 5000 Euro weniger Einnahmen pro Jahr. Etwas ähnliches - allerdings "nur" für Familien - gab und gibt es bereits: Den einstigen Familienpass mit seinen Ermäßigungen schaffte der Gemeinderat 2002 aus Spargründen ab, erfand dafür aber zwei Jahre später das für die Stadt billigere Nachfolgemodell FamilienCard mit Rabatten auf städtische und private Einrichtungen. Familien mit geringem Einkommen bekommen die FamilienCard für ein Jahr kostenfrei (bislang 364), alle anderen zahlen jährlich 30 Euro. Ausgegeben wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Familienorganisationen (AGF), mit Rabatten unterstützt wird sie von rund 40 Vereinen, Firmen und Institutionen vom "Hops Kinder Sport- und Betreuungszentrum" bis zum "Minigolf und Tretbootverleih Seepark".

Der neue Freiburg Pass nun bietet zwar, was städtische Einrichtungen angeht, ähnliche Ermäßigungen wie die FamilienCard, richtet sich jedoch noch an ein anderes Klientel: Neben Familien haben jetzt auch Alleinstehende oder Paare mit geringem Einkommen Anspruch darauf. "Das ist auch gut so, denn niemand soll aus dem sozialen und kultuellen Leben der Stadt ausgeschlossen sein, weil sie oder er wenig Geld hat", so Irene Vogel von den Unabhängigen Listen, die den Runden Tisch von Anfang an bei der Forderung nach dem Freiburg-Pass unterstützt hatten. "So langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass man mit Hartz IV nicht leben kann." Deshalb stimmten auch alle Fraktionen im Gemeinderat in einem gemeinsamen Antrag für den Freiburg Pass.

Martin Klauss vom Runden Tisch ist zufrieden mit dem Start - erstmal: "Wir hätten auch gerne noch reduzierten Eintritt für die Schwimmbäder und ein ’Sozialticket’ für den öffentlichen Nahverkehr dabeigehabt. Aber es ist ein Anfang. Irgendwann werden wir das auch noch hinkriegen." Und auch, dass nicht nur "offiziell Arme" den Freiburg-Pass bekommen, sondern auch arbeitende Menschen mit geringem Einkommen oder Rentner. Nun werden die ersten 2000 Pässe gedruckt: "Wenn es der große Hit wird", so Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach, "können wir ohne Probleme nachdrucken."

Freiburg Pass: Firmen und Institutionen, die Rabatte gewähren wollen, können sich bei der Stadtverwaltung, Telefon: 0761/201-3001, melden.

Informationen zur FamilienCard unter http://www.freiburger-familiencard.de

Badische Zeitung vom Donnerstag, 20. Dezember 2007
Redakteurin Simone Lutz