Wie die erhöhte Kinderkrebsgefahr in AKW Nähe dem Liebhaber der Wahrheit, Roland Koch, einen neuen gut bezahlten Job bei den moralischen Nachfolgern des Herodes verschaffen kann

Roland Kochs Mindestlohnforderung - für Spitzenpolitiker

64 Millionen Euro - ausgeschrieben: vierundsechzig Millionen Euro - erhält der Chef von Porsche im Jahr. Für wie viele Hartz IV-Empfänger könnte man von einem Jahresverdienst dieses Herren die Bezüge verdoppeln? Und dieser Herr steht nicht alleine. Klaus Zumwinkel, der Boss der privatisierten Post, hat so nebenbei den Koalitionsbeschluss zum Mindestlohn für Briefzusteller genutzt, um ein kleines Aktienpaket für 4,73 Millionen zu verkaufen. Ein nettes Zubrod - Schoppengeld, nannte so was ein früherer hesssischer FDP-Mann. Kein Wunder, dass Rolando Brutalo Koch aus Hessen "die Bezahlung von Spitzenpolitikern im Vergleich mit den Gehältern in der Wirtschaft für zu gering" hält, zumal selbst "Verwaltungsdirektoren von Kliniken und Sparkassendirektoren" besser bezahlt werden als unsere armen Spitzenpolitiker. (Junge Welt 13.12.07). Mit Neid auf andere hat jedoch Roland Kochs sachliche Feststellung, dass für Spitzenpolitiker ihr "Gehalt nicht angemessen" sei, nichts zu tun. "Er betonte, dass ihm Neid fremd sei." Politiker geworden ist er nicht, "um Geld zu verdienen, sondern weil es mir Spaß macht." Klar mit der Gier und dem Neid der verkommenen Hartz IV Leute, prekär Beschäftigten und sonstigen schmarotzenden Unterschichtlern hat Kochs sachliche Feststellung von der Unterbezahlung der Spitzenpolitiker nichts zu tun. Seine Forderung nach einem Mindestlohn für Spitzenpolitiker, der sich nach dem Einkommen von Spitzenmanagern richten soll, ist Ausdruck seines gemeinwohlorientierten hohen staatsbürgerlichen Verantwortungsbewusstseins. Ich bin gespannt, wann die Herren Betriebsräte aus der BASF, die gerade in aller Öffentlichkeit, die Höhe der Einkommen ihrer Chefs verteidigt haben, sich Kochs Spitzenmindestlohnforderung für Politiker anschließen werden. Die Herren BASF Betriebsräte können wohl sicher sein, dass diese Loyalität zu ihren Chefs nicht billig verpufft, sondern angemessen entlohnt werden wird.

Sicher wird es nicht sofort gelingen, Kochs Spitzenpolitikermindestlohnforderung durchzusetzen - vor allem nicht in Zeiten, in denen Koch in Hessen wieder gewählt werden will und das Unterschichtpack noch immer nicht vom allgemeinen Wahlrecht ausgeschlossen ist. Auch wenn Roland Koch nicht wieder gewählt wird, verhungern muss er nicht. Das haben Gasprom-Schröder und all die vielen anderen gezeigt, die nach Ende ihrer politischen Laufbahn - vielleicht auch schon vorher - von diversen Unternehmen mit Managerspitzenlöhnen eingekauft wurden.

Von der Hoffnung auf kluge Kälber

So mancher fragt sich, was die Herren mit den Millioneneinkünften machen. Alles verfressen und versaufen können auch die trainiertesten unter ihnen nicht. Leider! muss ich dazu sagen; denn wenn sie es verfressen, versaufen oder sonst wie konsumieren würden, wäre es weg; und das wäre - solange wir zu schwach sind, sie zu enteignen und einer nützlichen Arbeit zuzuführen - besser für uns unten. Sie verbrauchen ihre gigantischen Einkommen leider nicht. Sie legen es an, sie investieren. Natürlich nicht, weil sie menschenfreundlich sind oder es ihnen einfach nur Spaß macht. Sie investieren und wollen dafür hohe Rendite haben: fünf, zehn oder auch fünfundzwanzig Prozent. Rendite fallen jedoch nicht vom Himmel, sondern müssen erarbeitet werden, nicht von jenen die sie kassieren sondern von jenen, die für sie arbeiten müssen, die von ihnen immer schärfer ausgebeutet werden durch Verlängerung der Arbeitszeit und Kürzung der Löhne. Die Spitzenpolitiker sorgen dann noch durch entsprechende Steuergeschenke an die Reichen und die großen Unternehmen, dass die Nettorendite nicht allzu sehr unter die Bruttorendite absinkt und sichern sich so einen Arbeitsplatz mit entsprechenden Einkommen für die Zeit nach Beendigung ihrer aktiven Politikerlaufbahn. Für die Hessenwahl im Januar und für den CDU-Spitzenkandidaten hoffe ich sehr, dass nicht nur die dümmsten Kälber zur Wahl gehen, die sich ja bekanntlich ihren Koch selber wählen.

Offensive Rettung von Herodesprofiten durch brutale Wahrheitsliebe

Wohin wird Koch nach verlorener Wahl gehen? Mein gar nicht so geheimer Geheimtipp: Atomkraftwerke in Deutschland brauchen einen fähigen Mann, der auch zu adäquatem Umgang mit der Wahrheit fähig ist und eine kurze Nase notfalls auch mal lang sein lässt. Zur großen Beruhigung der Atomkraftwerksbetreiber und zum Segen für ihre Profitraten hatte 1997 das "Mainzer Kinderkrebsregister in seiner damaligen Studie eine erhöhte Krebsrate um deutsche Atomkraftwerke nicht erkennen" können (JW 10.12.07). Eine gründliche Überprüfung der Daten der Studie des Mainzer Kinderkrebsregisters durch den Physiker Körblein lieferte schon 1998 den Beweis dafür, "dass die Krebsrate bei Kleinkindern im Nahbereich der deutschen Atomkraftwerke deutlich erhöht ist". Offizielle Stellen (Strahlenschutzbehörde und Mainzer Kinderkrebsregister) ließen sich davon nicht beeindrucken, ja bezweifelten "die wissenschaftliche Kompetenz von Körblein." Daraufhin sorgte der Arzt Reinhold Thiel "für massiven öffentlichen Druck" und dafür, dass "über 10 000 Protestbriefe aus der Bevölkerung bei Behörden und Ministerien." eingingen. So musste das Deutsche Kinderkrebsregister eine neue große Studie erstellen, deren Ergebnis jetzt im Dezember 2007 vorliegt: "Die Fall-Kontrollstudie beweist eine um 60 Prozent erhöhte Krebsrate und ein 120 Prozent erhöhtes Leukämierisiko für Kinder im Fünf-Kilometer-Umkreis von Atomkraftwerken." Dennoch wollen die Herren der Atomkraftwerke auf ihre kindermörderischen Herodesprofite nicht verzichten. Da sie die harten Zahlen und Ergebnisse der Studie nicht einfach als falsch hinstellen können, geben sie zwar die erhöhten Krebsraten im Umkreis deutscher AKWs zu, lassen aber durch ihren Spitzenpolitiker Umweltminister Gabriel nach Ursachen dafür suchen. Denn die Atomkraftwerke können dies nicht sein, da nicht sein darf , was nicht sein kann und was Profite schmälert und Geschäfte verdirbt.

Für den Erhalt der deutschen Kernkraftwerke braucht man einen begabteren Demagogen als Umweltminister Gabriel. Der bleibt ja angesichts der Studie und der vorliegenden Daten in der Defensive. Man braucht einen, der in die Offensive geht, Erfahrung im Umgang mit der Wahrheit in und außerhalb von Parlamenten hat und auch bei Bergen von schmutziger Wäsche nicht resigniert, sondern diese mit ganzen Brigaden von internationalen Kofferträgern wegschaffen lässt, das gut tarnt und dabei noch seinen Spaß hat. Man braucht Roland Koch, der die Wahrheit brutalst möglich liebt. Für diesen Job und seine brutale Liebe wird man ihn spitzenmanagermäßig belohnen, auf dass er nicht mehr bei Spitzenpolitikerhungerlohn darben muss.

Reinhold Fertig

(Der Tageszeitung "Junge Welt" danke ich für die ausführlichen und gut recherchierten Berichterstattung in den Ausgaben vom 10. u.11.12.07, die ich in diesem Artikel verwendet habe. Die JW-Artikel könne auch auf deren Webside im Internet nachgelesen werden.)