Sehr geehrte Damen und Herren,

zu dem im Odenwälder Echo am Dienstag 11.3.03 auf S.3 erschienenen Artikel "Kardinal Lehmann: Saddam versteht nur die Sprache der Drohung" übersende ich ihnen folgenden Leserbrief mit der Bitte um Abdruck:

Seltsame Blüten treibt das Bestreben von Kardinal Lehmann sich auf jeden Fall von „Radikalpazifisten“ zu distanzieren. Druck auf Saddam Hussein könne „man nicht mit Papierfliegern ausüben.“ Wer will denn Druck mit Papierfliegern ausüben? In wessen Nachbarschaft begibt sich – sicherlich ohne darum zu wissen – der Mainzer Kardinal?

Bestimmt nicht in die Nachbarschaft des alten Mannes in Rom, der eben nicht auf militärische Drohung setzt, sondern mit Gebet und diplomatischen Aktionen den Krieg zu verhindern sucht und das mit bewundernswerter Energie und Hartnäckigkeit.

Ist für Lehmann jede Drohung zulässig? Immerhin sind die verheerenden Folgen von Uran ummantelter Munition bekannt. Will sich der Kardinal dazu nicht äußern und den Politikern die Entscheidung über den Einsatz solcher Waffen überlassen? Will Lehmann in schlechter Tradition auf Kritik an den kriegsbereiten Politikern verzichten und ihrer Drohkulisse noch den kirchlichen Segen geben? Immerhin sind auch Überlegungen aus der Bush-Administration bekannt geworden, gegen Saddam Hussein Atomwaffen einzusetzen, wenn auch bloß kleine und angeblich zielgenaue. Hält der Kardinal auch dies für einen angemessenen Bestandteil der seiner Ansicht nach notwendigen Drohkulisse? Wenn nicht, warum hört man dann nichts Genaueres von ihm über das, was seiner Auffassung nach als Drohkulisse nicht mehr zulässig ist und erst recht nicht im militärischen Einsatz?

In welche Nachbarschaft begibt sich der Kardinal mit seinem seltsamen Papierfliegervergleich. Fragte da nicht mal vor 50 Jahren ein gewisser Herr Stalin: „Wie viel Divisionen hat der Papst?“ Weder über Divisionen noch über Papierflieger verfügt der Papst, aber er kann beten, diplomatische Aktivitäten entfallen und sich mit den Millionen Menschen guten Willens auf der ganzen Welt gegen den drohenden Krieg verbünden. Wie wäre es, wenn Kardinal Lehmann dem in der jetzigen Fasten- und Vorkriegszeit besonders aktuellen Worte Jesu folgte: „Kehre um und tu des Gleichen!“

Reinhold Fertig - Erbacher Str.17 - 64720 Michelstadt - e-mail: r.fertig@t-online.de