Schweinegrippe

Ein junger salvadorianischer Journalist hat einige erstaunliche Daten zur Schweinegrippe zusammengetragen und daraus ein kleines Theater gemacht. Was ich (Gerhard Pöter) daraus gelernt habe, ist, wie die Medien in diesem Fall mich mit einem fragwürdigen Bild gefüllt haben. Denn ich fragte in den ersten Tagen in unserer Krankenstation besorgt nach, wie es mit den Vorbereitungen fuer die Ankunft der Schweinegrippe in El Salvador stünde. Die Vogelgrippe oder meine Erinnerung an sie hätte mich für diese Attacke besser vorbereiten können.

Sprecher: In der Welt sterben jährlich zwei Millionen Menschen an Malaria, eine Krankheit, die mit einem Moskitonetz bekämpft werden könnte.

Sprecherin: Die Nachrichten bringen nichts darüber.

Sprecher: In der Welt sterben jedes Jahr zwei Millionen Kinder an Durchfall, dem man mit einem Serum für 25 Cents beikommen könnte.

Sprecherin: Die Nachrichten erwähnen das nie.

Sprecher: Masern, Lungenentzündung, mit kostengünstigen Impfungen heilbare Krankheiten verursachen jährlich den Tod von zehn Millionen Menschen in der Welt.

Sprecherin: Die Nachrichten informieren uns mit keinem einzigen Hinweis darauf.

Sprecher: Aber als vor wenigen Jahren die berühmte Vogelgrippe auftauchte... Tintenschwemme, Alarmsignale...

Stimme: Eine Epidemie, die gefährlichste von allen! Eine weltweite Epidemie!

Sprecher: Man redete nur noch von der fürchterlichen Krankheit der Hühner.

Sprecherin: Dennoch: Der Vogelgrippe fielen in zehn Jahren nur 250 Menschen zum Opfer. Das sind 25 pro Jahr.

Sprecher: Die gewöhnliche Grippe fordert jedes Jahr eine halbe Million Todesopfer.

Sprecherin: Eine halbe Million zu 25.

Mann: Einen Moment. Einen Moment. Warum wurde dann ein solcher Aufstand um die Vogelgrippe gemacht?

Frau: Weil sich hinter den Hühnern ein Hahn mit einem großen Sporn versteckt.

Sprecher: Das ist der transnationale Konzern Roche, der mit seinem berühmten Tamiflu Millionen von Pillenpackungen an die asiatischen Länder verkaufte.

Sprecherin: Obwohl die Wirksamkeit von Tamiflu umstritten ist, kaufte die englische Regierung 14 Millionen Packungen des Präparats, um der Erkrankung ihrer Bevölkerung vorzubeugen.

Sprecher: Mit der Vogelgrippe, machten die beiden Pharmakonzerne, die Grippepräparate verkaufen, mehrere Milliarden Dollar Gewinn.

Frau: Vorher mit den Vögeln, jetzt mit den Schweinen.

Mann: Ja, jetzt hat die Psychose der Schweinegrippe schon begonnen. Und alle Nachrichtensendungen sprechen ständig davon.

Frau: Jetzt wird weder über die Wirtschaftskrise noch über die Folter in Guantanamo berichtet.

Mann: Aber immer über die Schweinegrippe ...

Frau: Ich frage mich: Wenn sich hinter den Hühnern ein Hahn versteckt: Könnte es dann nicht hinter den Säuen einen großen Eber geben?

Sprecher: Hören wir, was ein Vorstandsmitglied vom Pharmakonzern Roche dazu sagt...

Roche (zynisch): Uns macht diese Epidemie große Sorgen, so viel Schmerz... Deshalb bieten wir das wunderbare Tamiflu zum Kauf an.

Sprecherin: Wie viel kostet das wunderbare Tamiflu?

Roche: Schauen wir nach... 50 Dollar die kleine Schachtel.

Sprecherin: 50 Dollar für dieses Pillenschächtelchen mit Medizin?

Roche: Das müssen Sie verstehen, liebe Frau. Für Wunder muß man eben einen hohen Preis zahlen.

Frau: Ich verstehe nur: Diese Firmen streichen auf Kosten fremdem Schmerzes einen Mordsgewinn ein.

Sprecher: Die nordamerikanische Firma Gilead Sciences besitzt das Patent auf Tamiflu. Der größte Aktionär dieser Firma ist kein Geringerer als eine schlimme Persönlichkeit, Donald Rumsfeld, Verteidigungsminister von George Bush, Urheber des Irakkrieges.

Rumsfeld: Oh, thank you, thank you, little pigs. Vielen Dank, Schweinchen! (lacht).

Sprecherin: Die Aktionäre der Pharmafirma Roche and Relenza reiben sich die Hände, sind glücklich über weitere Millionengewinne mit dem umstrittenen Tamiflu. Die wirklich weltweite Epidemie ist die Bereicherungssucht, sind die enormen Gewinne dieser Söldner der "Gesundheit".

Sprecher: Es steht außer Frage, dass die Länder Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollten.

Sprecherin: Aber wenn die Schweinegrippe so gefährlich ist wie die Kommunikationsmedien verkünden...

Sprecher: Wenn die Weltgesundheitsorganisation sich so viele Sorgen um diese Krankheit macht, warum erklärt sie sie dann nicht zu einem weltweiten Problem für die öffentliche Gesundheit und genehmigt die Herstellung von generischen Medikamenten, um sie zu bekämpfen?

Sprecherin: Die Patente von Roche and Relenza blieben außer Acht und generische Medikamente würden kostenlos an alle, vor allem aber an die armen Länder verteilt. Das wäre die beste Lösung.