Oasen der allerfeinsten Gesellschaft, der Milliardäre, multinationalen Konzerne, Waffenhändler, Drogendealer und Geldwäscher

Nach Milliarden suchen und darüber zu berichten, hatten wir im letzten Abzocker angekündigt. Viele, viele Milliarden haben wir gefunden, bei weitem nicht alle, sondern sicher nur einen Bruchteil.

„Die Zahl der Milliardäre hat sich innerhalb der letzten vier Jahre verdoppelt. Die meisten Milliardäre kommen aus den USA, Russland und der BRD.“ (Junge Welt 7.3.08) Den ersten Platz der Supereichen musste der arme Bill Gates abgeben. Er besitzt gerade mal läppische 58 Milliarden Dollar, und das reicht heutzutage nur noch für Platz drei. 62 Milliarden Dollar braucht man schon für Platz eins, und die hat der US-Kapitalist Warren Buffett. Mit 60 Milliarden folgt ihm auf Platz zwei Carlos Slim. Der erste Deutsche in dieser illustren Gesellschaft ist Karl Albrecht auf Platz 10 der Weltrangliste mit 27 Milliarden. Ja Karl, Du bist wahrhaft Deutschland und wirst noch besser werden für F...er, Volk und Vaterland! Sozial-, Christ- und Gründemokraten werden Dich dabei mit allen Kräften unterstützen.

Ganz vergessen wollen wir über den Milliarden nicht die Millionen, auch wenn diese für manche - wohl kaum LeserInnen der Straßegazette - bloß peanuts sind. Fast sechs Millionen hat die Bundesregierung 2002 ausgegeben, um für die Riesterrente zu werben. „Mit einem Millionenaufwand sponsert die Bundesregierung das Geschäft der privaten Versicherungen“ stellte Dagmar Engelmann, Abgeordnete der Linksfraktion fest (Junge Welt 9.2.08) und wir ergänzen: während bei den Bedürftigen selbst am Geld fürs Essen gespart wird und die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes sich für Lohnsenkung und Arbeitszeitverlängerungen noch bei den Regierenden bedanken sollen.

530 Millionen Euro jährlich für den Militäreinsatz, aber nur 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau in Afghanistan zahlt Deutschland laut Auskunft von medico international. (JW 9.2.08) Wir haben wahrlich eine friedliebende, christliche, soziale und demokratische Regierung!

Aus aktuellem Anlass begeben wir uns ein wenig in die peanuts-Niederungen der Hundertausender. Als Ausdruck von Gier und wirtschaftlicher Unvernunft mit verheerenden Folgen gelten Lohnforderungen -egal wie hoch oder besser niedrig. Die aber, die in enger Kooperation mit ihren ideologischen Mitläufern in den Medien, die lohnabhängigen Massen dazu zwingen wollen, den Gürtel noch enger zu schnallen und noch länger zu arbeiten, die sahnen ab, wo es nur geht. „Die Bezüge der Vorstände in deutschen Unternehmen stiegen 2007 um 17,5% gegenüber dem Vorjahr“ So eine Auswertung „der Daten über 4300 Vorstände aus 1300 Unternehmen“ durch die Management Beratungsfirma Kienbaum. (Publik Forum 5/2008, S. 27). „Mehr als 500 000 Euro pro Vorstandsmitglied“ zahlten 350 Unternehmen. Über eine Million zahlten 128 Firmen und mehr als zwei Millionen 44 Unternehmen.

Wo man hinkommt, wenn man sich einlässt auf die Sparprogramme, derer, deren Gier keine Grenzen kennt, hat in jüngster Zeit das Beispiel des Subventionszockers Nokia drastisch gezeigt. Wer schluckt, auf Kompromisse hofft und sich auf bürgerliche Politiker verlässt, verliert zunächst seinen Job, wird dann mit Hartz IV abgespeist und danach Ein- Euro-Zwangsarbeiter/in zum Wohle der armen Unternehmer und Manager. Hoffen wir, dass die jetzt von Siemens und den anderen deutschen Spitzenfirmen geplanten Arbeitsplatzkürzungsorgien nicht ganz so ungestört gefeiert werden können. Man kann in Fabriken nicht nur arbeiten, man kann sie auch besetzen und das zeigt Wirkung, wie am Beispiel der Fahrradfabrik Bike Systems in Nordhausen in den neuen Bundesländer zu sehen ist.

Damit den sauberen Herren auch ja nichts von ihrem hart verdienten Geld verloren geht in Form von Steuern oder sonstigen Abgaben, haben, wurden Steueroasen eingerichtet. Der „Abteilungsleiter für Steuerfragen beim Internationalen Währungsfond, Vita Tanzi, unterscheidet drei Gruppen“ die sich dieser kriminellen Form des Sparens bedienen: vermögende Privatpersonen, multinationale Konzerne und solche, die ihre Gewinne aus „Waffenhandel, Korruption, Drogengeschäft oder Terrorismus diskret in den normalen Geldkreislauf einschleusen, also waschen wollen.“ (Pufo 5/08, S.15). Allerfeinste Gesellschaft, Exzellenzen, Elite, Verantwortungsträger, und welch schöne Worte mehr heute zur Bezeichnung dieser edlen und ehrenwerten Herrschaften benutzt werden.

Doch jetzt genug von den Millionen und gleich und fast zu den Billionen: Von 893,6 Mrd. Euro im Jahr 2006 auf 969,1 Mrd. stieg der Wert des deutschen Exports im Jahre 2007, knapp 31 Mrd. fehlten zur Billion. (JW 9.2.08) Nur zwei Fragen „einer lesenden Arbeiterin“ hierzu: „Wer hat diesen Wert erarbeitet und wie viel davon haben die bekommen, die diesen Wert erarbeitet haben?“ Auf allgemeiner Ebene hat Karl Marx dazu schon 1844 eine Antwort gegeben, die sich problemlos mit aktuellen Zahlen konkretisieren lässt: „Ja die Arbeit selbst wird zu einem Gegenstand, dessen er (der Arbeiter) nur mit der größten Anstrengung und mit den unregelmäßigsten Unterbrechungen sich bemächtigen kann. Die Aneignung des Gegenstandes erscheint so sehr als Entfremdung, dass, je mehr Gegenstände der Arbeiter produziert, er um so weniger besitzen kann und um so mehr unter die Herrschaft seines Produkts, des Kapitals gerät. (Ökonomisch-philosophische Manuskripte, hier zit. nach JW 9.2.08)

Für die feine Gesellschaft stellt sich die ernsthafte Frage, warum sollen die, die für sie arbeiten und deren Kinder auch noch wohnen und essen, vielleicht gar noch kostenfrei gut ausgebildet werden und studieren dürfen?

Reinhold Fertig